Mit »The Binding Third« feiert das libanesische Trio bestehend aus Trompeter Mazen Kerbaj (Karkhana, Johnny Kafta), Gitarrist Sharif Sehnaoui (Calamita, Karkhana, Johnny Kafta) und Bassist Raed Yassin (Praed, Praed Orchestra) sein 20-jähriges Bestehen. Die erste Hälfte der Bandgeschichte fand mehr oder weniger eher im Nahen Osten statt, doch mit Veröffentlichungen auf dem amerikanischen Roaratorio-Label und vor allem auf dem Krefelder Unrock-Label fand die Band ab 2014 auch in Nordamerika und Europa ein musikalisches Zuhause und Publikum. Das A Trio wandelt allerdings nicht zwischen irgendwelchen Welten, sie spielen auch keine irgendwie folkloristisch angehauchte Musik. Sie machen frei improvisierte Musik an der Grenze zwischen Free Jazz und (nicht elektronisch generiertem) Noise. Es rappelt ordentlich im Karton – und zwar von der ersten Minute an. Das klingt im vorliegenden Fall, live aufgenommen 2019 auf dem Sound Obedience Festival in Ljubljana, ein wenig so, als hätten The Necks die Nihilist Spasm Band gefrühstückt. Atonal, dissonant, klappernd, rasselnd, dröhnend und laut – aber zu jeder Zeit auch eigenartig transparent und dem vermeintlichen Chaos zum Trotz strukturiert. Jeder macht drauflos, aber keinesfalls nur, was er will, sondern mit Ohr für die involvierten Mitmusiker. Die Qualität frei improvisierter Musik (Spannung aufbauen, halten, abbauen; der Sache auch eine Richtung geben etc.) ist ja vor allem von der gegenseitigen Aufmerksamkeit aller Akteure untereinander abhängig, und so gelingt es dem A Trio nach furiosem Auftakt, aus dem Krach einen Pfad hinauszufinden in ruhigere Gefilde, die mehr Raum zur Entfaltung der einzelnen Instrumente bieten. Dann geht die Band minimalistisch, aber nicht weniger dissonant zu Werk, sägt Obertöne aus ihren Instrumenten und schabt im mittleren Frequenzbereich die Saiten wund. Das mag sich etwas abstoßend lesen, klingt aber dem musikalischen Ergebnis nach ganz wunderbar. Es funktioniert, wie man so sagt, auch auf Platte, also ohne den gleichzeitigen optischen und akustischen Eindruck, den Nachvollzug der Interaktion zwischen den Musikern in Echtzeit, der frei improvisierte Musik live zum einzigartigen Erlebnis machen kann, den Genuss solcher Musik aus der Konserve aber oftmals schmälert. Das ist hier nicht der Fall. Eine gewisse Unmittelbarkeit, Druck und Spannung haben sich in der Live-Aufnahme erhalten und machen »The Binding Third« auch auf der Couch zum Erlebnis.